Dieses Jahr feiern wir 10-Jähriges. Wer hätte das gedacht?
Als ich mich 2010 auf den Weg zu dir machte, wusste ich so gut wie gar nichts über dich. Ich hatte keine Erwartungen und hätte mir auch in den wildesten Träumen nicht ausmalen können, was einmal aus uns beiden werden würde.
Wenn man mir Fragen über dich stellt, kann ich nicht aufhören von dir zu erzählen. Ich schwärme von dir, von deinen Freunden und deiner Familie. Von deinen Kochkünsten!
Wir teilen die Leidenschaft für’s Essen, und ich liebe deine pragmatische Art. Du bist flexibel und bescheiden, aber auch kreativ und vielseitig. Deine starken Ambitionen äußerst du auf unterschiedlichste Art und Weise.
Die letzten 10 Jahre waren voller Ereignisse. Und ich könnte nicht dankbarer sein, dass wir uns kennengelernt haben. Nicht nur für die Höhen, sondern auch für die Tiefen bin ich heute dankbar.
Denn ich habe viel gelernt: Über mich, über dich, über Beziehungen und ja, über das Leben. Mit diesem Brief möchte ich durch unsere gemeinsame Zeit reisen. Und meine ganz persönliche Reise teilen, um meiner Dankbarkeit und Liebe Ausdruck zu verleihen.
Liebe auf den ersten Blick
Unsere erste Begegnung dauerte nur wenige Monate, war dafür aber umso prägender. Ich hatte keine Erwartungen und habe mich sofort Hals über Kopf in dich verliebt. Ich wusste, ich muss so schnell wie möglich zu dir zurück.
Unsere erste, kurze Fernbeziehung (nur wenige Monate) war zum Glück relativ unkompliziert. Und als ich wiederkam, war es zunächst so, als wäre ich nie weg gewesen.
Der Fall von Wolke 7
Doch schon bald zeichneten sich neben den Höhen auch Tiefen ab. Nach einiger Zeit fühlte ich mich dir gar nicht mehr nah und auch mir selbst nicht. Meine gesamte Aufmerksamkeit war nach außen gerichtet und nicht nach innen.
Ich war nicht mit mir verbunden, wusste nicht, was ich brauche, wer ich bin oder was ich will. Was andere denken und wie andere mich sehen, stand im Vordergrund.
Langsam aber sicher wurde mir das bewusst, dass ich mir damit das perfekte Rezept zum Unglücklichsein zusammengebraut hatte. Ich fühlte mich verloren und wusste nicht, wo ich hingehöre oder hingehören möchte.
Es war in dieser Zeit, dass ich feststellte, dass Zugehörigkeit ein ganz starkes Bedürfnis von mir ist. Ich war nicht bei mir, fühlte mich verloren, grübelte und war traurig.
Für diesen Tiefpunkt bin ich heute dankbar, denn er war der Anfang eines neuen Kapitels.
Mir wurde klar, warum es mir nicht gut ging. Viele Dinge, die ich brauche, damit es mir gut geht, fehlten in diesem Moment in meinem Leben – ohne, dass ich es gemerkt hatte: Allem voran Beziehungen mit herzlichen, aufrichtigen und positiven Menschen.
Ebenfalls auf meiner Must-Have-Liste stehen
- Zugehörigkeit
- eine sinnvolle Aufgabe
- Abwechslung
- Kreativität
- ein Wohlfühl-Zuhause
- und Leichtigkeit
Als mir das bewusst wurde, waren meine nächsten Schritte klar: Ich würde mir diese Rahmenbedingungen schaffen und Sorge dafür tragen, immer ein Auge darauf zu haben, dass ich nicht zu weit von diesem Weg abkomme.
Ein paar Schlenker sind natürlich in Ordnung und müssen manchmal sein. Solange ich dabei merke, dass ich einen Schlenker mache. Und die Schilder, die zurück auf den Hauptweg führen, im Blick behalte.
Mit diesen Gedanken startete ich in unsere längere Fernbeziehung.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Auch wenn es wehtut, es zuzugeben: Auf diese Zeit trifft das Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ durchaus zu.
Ich war zurück in Deutschland und habe mich ganz auf mich und meinen Weg konzentriert. Aber immer wieder haben Peruaner meinen Weg gekreuzt und ich merkte, wie die Verbindung zu dir unterschwellig immer noch da war.
Wenn ich an dich gedacht habe, hat mein Herz angefangen schneller zu schlagen, ich bin aufgeblüht und habe diese Sehnsucht gespürt. Ich hatte das starke Bedürfnis, mehr Zeit mit dir zu verbringen.
Gleichzeitig fragte ich mich, ob es nur an deiner Schönheit, deinen Kochkünsten lag. Und ob es nur eine Art Sommerliebe war, die ich nun in tiefer Verbundenheit romantisierte.
Nach Tief kommt Hoch
Aber spätestens als ich von meiner lieben Freundin Andrea hörte, dass sie dich besucht hat, überkam es mich. Ich fragte mich, warum ich noch nicht alles in Bewegung gesetzt hatte, um dich wieder zu sehen.
Das musste ich ändern. Und ich änderte es.
Kein Jahr später betrat ich peruanischen Boden. Da merkte ich sofort, dass ich mir das alles nicht nur eingebildet hatte. Sondern, dass es wirklich eine ganz besondere Beziehung ist, die wir haben.
Ich wurde mit nichts als Herzlichkeit, Freude und einem „Zuhausegefühl“ empfangen.
Jazmin, die ich sieben Jahre zuvor und nur ein einziges Mal getroffen hatte, lud mich ohne zu zögern ein, einige Tage bei ihr und ihrer Schwester zu wohnen. Wir machten da weiter, wo wir vor 7 Jahren aufgehört hatten: Wir redeten stundenlang, lachten, aßen und tanzten zusammen.
Auch Rosana und Olinda nahmen mich mit offenen Armen in Empfang, als ich ihre Einladung zum sonntäglichen Familienessen annahm. Sie behandelten mich so, als wäre es das normalste der Welt, dass ich mit am Tisch saß – das erste Mal nach sieben Jahren.
Dank dieser und weiterer herzlichen Begegnungen wurde mir klar, dass es wirklich mehr als eine oberflächliche Zuneigung ist, die ich für dich empfinde. Und dass ich um keinen Preis wieder so viel Zeit verstreichen lassen wollte, bis ich dich wiedersehe.
Wieder vereint – ob nah oder fern
Seit 2017 bist du wieder ein großer Teil meines Lebens. Wir reisen zusammen, du hast mir noch mehr Freunde vorgestellt und wir stehen ständig in Kontakt.
Rückblickend kann ich also sagen, dass die Beziehung über Distanz mir half, etwas Zeit zu haben, um das Erlebte zu reflektieren und mit positiver Energie erneut in unsere Beziehung zu starten.
Wenn wir nicht beieinander sind, bist du in Gedanken doch immer bei mir.
Alle meine Freunde, die ich dir vorgestellt habe, sind genauso begeistert von dir wie ich. Sie lieben deine Kochkünste und sind von dir verzaubert. Sie sind neugierig auf mehr und kommen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.
Perfekt wäre langweilig
Vielleicht sind einige meiner Freunde schon etwas genervt. Aber meinen Enthusiasmus, meine Freude und meine Gefühle kann ich einfach nicht für mich behalten. Dann würde ich platzen!
Und außerdem möchte ich, dass so viele Leute wie möglich erfahren, wie wunderbar du bist. Dazu trage ich meinen Teil bei: Mit Worten, Bildern und Geschichten.
Ich weiß, dass du nicht perfekt bist, und ich weiß, dass du es weißt – aber wer ist schon perfekt?
Du hast deine dunklen Seiten, kannst hart und ungerecht sein. Aber du bist dir dieser Seiten selbst durchaus bewusst und arbeitest daran.
Was ich an dir liebe, kann ich nicht in Worte fassen
Es würde ewig dauern, all die schönen Orte aufzuzählen, die ich dank dir gesehen habe. Und all die schönen Momente, die ich dank dir erlebt habe.
Aber waghalsige Moped-Touren, feuchtfröhliche Salsa-Abende und ein warmes Quinoa-Emoliente-Getränk im lokalen Markt sind ein paar Beispiele. Und die stundenlangen Busfahrten mit schlechten Filmen und noch schlechterer Akustik, aber netten Sitznachbarn.
Genauso auch die Gipfel, die ich trotz Höhenkrankheit erklommen habe. Junglegeräusche, die mich in den Schlaf gewiegt haben. Und Taxifahrer, die die wildesten Manöver unternommen haben, um mich pünktlich an mein Ziel zu bringen.
Man muss dich einfach lieben
Man sagt ja, dass die schönsten Erlebnisse des Lebens dann auf einen warten, wenn man am wenigsten damit rechnet. Und das kann ich wirklich nur bestätigen. Nichts von alledem habe ich damals erwartet.
Umso schöner ist es, auf diese zehn Jahre zurückzuschauen und diese besondere Beziehung mit dir zu genießen.
Ich danke dir sehr für die Zeit, die wir schon hatten. Danke, für alles, was du für mich bist und gemacht hast. Durch die Zeit mit dir habe ich mich selbst besser kennengelernt, wer ich bin und was ich brauche.
Ich bin froh, dich zu kennen, dich in meinem Leben zu haben. Es ist kaum in Worte zu fassen, was ich für dich fühle, aber wie kann man dich nicht lieben – como no te voy a querer?
Mein geliebtes Peru.